Testet die russische Marine den Weltuntergangstorpedo?

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Berichten des US Fernsehsenders CNN in der letzten Woche zufolge, soll die russische Marine die Einführung des Weltuntergangstorpedos, wie er vom Pentagon bezeichnet wird (doomsday torpedo), Poseidon vorbereiten. In der vergangenen Woche haben die damit vertrauten Dienste der Vereinigten Staaten das Verlassen des Träger-U-Bootes „Belgorod“ sowie seine spätere Rückkehr in den Heimatstützpunkt ausgemacht. Tests seien allerdings nicht erfolgt. Die amerikanischen Stellen gehen davon aus, dass technische Schwierigkeiten aufgetreten sind. Auf Nachfrage wurde dies MFOnline indirekt bestätigt.

Bereits Anfang Oktober wurde die Aufnahme derartiger Versuche verzeichnet.

Lässt Putin die Katze aus dem Sack?

Ein direkter Zusammenhang der Versuche mit den apokalyptischen Drohungen des russischen Staatspräsidenten, wie während der Sonderoperation in der Ukraine mehrfach geäußert, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit hergestellt werden. Die „Belgorod“ wurde im Juli 2022 der Marine übergeben (MFonline berichtete). Waffenerprobungen standen damals noch aus. Somit könnten ‚normale‘ Übernahmetests und Waffenerprobungen auf der Tagesordnung stehen. Inwieweit westliche Sanktionen gegen militärische High-Tech-Ausrüstungsgegenstände eine Wirkung zu etwaigen fehlgeschlagenen Tests eine Rolle spielen, ist ebenso vorsichtig zu bewerten. Waffensystemen, insbesondere Unterwasserwaffen ist eine gesteigerte Komplexität inhärent. Bei derartigen Testreihen geht es nicht nur um die Funktionalität der Waffe selber. Darüber hinaus werden die Übertragungswege bis hin zu Notverfahren eruiert. Womit eventuell auftretende Probleme ‚normaler‘ Natur sein können. Dies gilt insbesondere bei neu einzuführenden Waffensystemen. Letztendlich lässt sich die Frage, ob der russische Staatspräsident selbst die Erprobung absegnete, nicht abschließend beantworten. Aus Kenntnis der Befehlsstrukturen, gerade im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg, aber auch in der Betrachtung früherer Ereignisse, ist die direkte Einwirkung Moskaus nicht von der Hand zu weisen.

Die zuständigen Stellen in den Vereinigten Staaten gehen davon aus, dass die Erprobungsaktivitäten fortgesetzt würden. Wobei sich die einsetzende Eisbildung im Küstenschelf zu einer das Zeitfenster bestimmenden Größe entwickeln könnte. Sie erreicht ihren Höhepunkt Februar-März. Andererseits ist die „Belgorod“ nicht zwingend auf eisfreie Gewässer angewiesen. Sie kann ihre Tauchgebiete mit Hilfe von Schleppern oder anderen eisbrechenden Fahrzeugen erreichen. Inwieweit dies für die bei den Tests erforderlichen Unterstützungsfahrzeuge gilt, sei dahingestellt.

Träger-U-Boot “Belgorod”

Die „Belgorod“, nicht nur ein riesiges nuklear angetriebenes U-Boot, ist Träger für den von Vladimir Putin in seiner Rede zur Lage der Nation am 1. März 2018 angekündigten Supertorpedo Poseidon. Mit seiner „interkontinentalen“ Reichweite von fast 10.000 km bei einer Höchstgeschwindigkeit von rund 100 km/h (54 Knoten) soll der nuklear angetriebene Torpedo in der Lage sein, seine Ladung über sehr große Entfernung ins Ziel zu bringen. Basierend auf früher geleakten technischen Zeichnungen und der Auswertung einiger vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Testbildern, misst Poseidon etwa 24 m Länge und 1,6 m Durchmesser. Die Skizzen zeigen einen Gefechtskopf von etwa 4 m Länge und einem Durchmesser von 1,5 m. Die Angaben zur Sprengkraft reichen von zwei bis zu 100 Megatonnen. Die „Belgorod“ soll über sechs solcher Poseidon verfügen.

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